Ein Beitrag von Matthias Bunzel in TOP 45
Das ehemalige Gasthaus „Deichschänke“ liegt unmittelbar an der Deichschart, die die landseitige Zufahrt zum Uetersener Klosterdeich-Hafen an der Pinnau bildet. Auch wenn die ursprüngliche Funktion des Hauses heute auf den ersten Blick nicht mehr erkennbar ist, so haben doch viele Einwohner aus dem Einzugsbereich der Stadt Uetersen sowie aktive und ehemalige Wassersportler der Region, die in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts geboren sind, zum Teil noch sehr lebhafte Erinnerungen an diese Schankwirtschaft. Dass dieser Ort im Bewusstsein der älteren Zeitzeugen einen nach wie vor hohen Stellenwert einnimmt, ist insbesondere auf das Wirken und die Persönlichkeit der letzten Wirtin, von der die Gaststätte betrieben wurde, zurückzuführen. Nach Margarete Kurth wird der Betrieb üblicherweise auch nicht mit seinem offiziellen Namen als „Deichschänke“, sondern als „Tante Grete“ bezeichnet: Der Name der Wirtin ging im Laufe der Zeit quasi auf ihren gesamten Betrieb über.
Die Geschichte des Gasthauses „Deichschänke“ beginnt in der Zeit der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. Als damals der Schiffsverkehr auf der Pinnau insgesamt stärker wurde und damit auch der Betrieb an den Anlegestellen des Klosterdeiches zunahm, entstand hier der Bedarf für eine neue Restauration, die vom Wasser aus leicht zu erreichen war.1 Im Jahr 1801 wurde am Knie des nahezu rechtwinkligen Flusslaufes der damals noch unbegradigten Pinnau eine neue Schänke errichtet, die zunächst den Namen „Zum grauen Giebel“ trug.2
Über die Betreiber der Wirtschaft liegen für die Zeit zwischen der Errichtung und dem Jahr 1893 keine gesicherten Informationen vor. Für die Zeit ab 1893 lässt sich aber sagen, dass der Betrieb der Gaststätte bis zur Schließung des Lokals in den Händen einer Familie blieb, nämlich der Familie Plump/Kurth. Peter Plump war zur Zeit der Übernahme des Gaststättenbetriebes im Jahr 1893 bereits Hafenmeister des Klosterdeichhafens. Er hatte somit in der Folgezeit zwei für den Betrieb des Hafens wesentliche Aufgaben inne.3 Im „Adreßbuch – für die Elbgegend. Mit Geschäfts-Anzeiger und Uebersichts-Plan von Blankenese“ aus dem Jahr 1893 wird Peter Plump dementsprechend auch unter der Adresse Deichstraße 33 als „Schankwirt und Hafenmeister“4 aufgeführt. Um diese Zeit wurde der Lauf der Pinnau auf Höhe der Gaststätte erstmals reguliert, sodass auch größere Frachtschiffe an den Klosterdeich-Anlegern vor Anker gehen und die benachbarten Industriebetriebe beliefern konnten.5
Für die Jahre 1904, 1914 und 1927 liegen vergleichbare Adressbücher vor, die allesamt den Betrieb der Gaststätte durch Peter Plump belegen. Allerdings variieren die Angaben zur Berufsbezeichnung. So wird Herr Plump für das Jahr 1904 lediglich als Gastwirt, für 1914 erneut als Gastwirt und Hafenmeister und für 1927 wiederum bloß als Gastwirt aufgeführt.6
Mag es hinsichtlich seiner Tätigkeit als Hafenmeister des Uetersener Klosterdeichhafens von Zeit zu Zeit Unterbrechungen gegeben haben, so hatte er doch die Tätigkeit als Gastwirt von 1893 an kontinuierlich inne, bis er die Wirtschaft an seine Tochter Margarete Kurth, geb. Plump (1899–1989)7 abgab. Über den Zeitpunkt des Generationenwechsels gibt es unterschiedliche Angaben; sowohl das Jahr 19228 als auch das Jahr 19439 werden hierfür genannt.
In jedem Fall erlangte die Gaststätte, die inzwischen offiziell den Namen „Deichschänke“ erhalten hatte, unter der Ägide von Margarete Kurth, gemeinhin Tante Grete genannt, als Ausflugslokal besondere Berühmtheit: „Es gab damals wohl kaum einen Uetersener, der nicht einmal in den urgemütlichen, mit alten Delfter Fliesen ausgestatteten Gastraum hineingeschaut hat.“10 Nicht nur die Atmosphäre des Gastraumes, sondern auch das besondere Wesen der Wirtin trug dazu bei, dass der Begriff „Tante Grete“ in Uetersen und Umgebung zu einem Synonym für gelebte Gastlichkeit wurde: „Die sehr herzliche und resolute Wirtin ließ […] junge Leute, die nicht viel Geld hatten, bei ihr in der Küche für ihre Feiern kochen. Nur die Getränke wurden dann bezahlt“.11 Die Lage in unmittelbarer Nähe der Pinnau, die ursprünglich eher funktionale Gründe gehabt hatte, trug nun ein Übriges dazu bei, dass neben den Flussschiffern auch die erholungssuchenden Einheimischen diesen Ort mehr und mehr für sich entdeckten: „Bei schönem Wetter konnte man auf dem Deich sitzend den regen Schiffsverkehr auf der Pinnau beobachten.“12 Dies galt natürlich umso mehr auch für Wassersportler. Besonders bei Mitgliedern des Wassersportvereins Uetersen, deren Boote im etwa drei Kilometer entfernten Stichhafen im Ortskern von Uetersen lagen, war „Tante Grete“ ein beliebtes Ziel für kurze Ausflugsfahrten nach Feierabend oder am Wochenende.13
Das Verhältnis zwischen Frau Kurth und ihren Gästen ging über das rein Geschäftliche offenbar weit hinaus, so dass die Grenzen zwischen verwandtschaftlichen, freundschaftlichen und wirtschaftlichen Beziehungen verschwammen: „Tante Gretes Geburtstag war jedes Jahr ein großes Familientreffen. Obwohl sie keine eigenen Kinder hatte, traf sich bei ihr die gesamte Großfamilie, als deren Mittelpunkt sie galt. Für jeden hatte sie ein offenes Ohr. Dafür war sie in der Familie und bei ihren Gästen so sehr beliebt“.14
Margarete Kurth schaffte es, die Einheimischen für ihre Gastwirtschaft zu begeistern – ihrer Beliebtheit bei der Berufsschifffahrt tat dies jedoch keinen Abbruch. Bei ihr wurden die Besatzungen von Baggerschuten verpflegt, die auf der Pinnau ihren Dienst versahen. Als in den 1950er Jahren der Uetersener Stichhafen ausgebaut wurde, um zusätzliche Kapazitäten für die Industriebetriebe im Ortskern zu schaffen, kämpften die Schiffer dafür, dass die Anlegestelle am alten Löschplatz des Klosterdeiches erhalten blieb. Hauptgrund hierfür war nicht etwa die günstige Lage des Anlegers – sondern die Beliebtheit von Tante Gretes Kneipe. Diese wäre vom Stichhafen aus weit ungünstiger zu erreichen gewesen.15 Es soll sogar vorgekommen sein, dass Kapitäne mit Kurs auf Uetersen ihre Fahrt so auf die Tide abstimmten, dass sie sich bei Niedrigwasser noch nicht im Ortskern, sondern erst auf Höhe des Klosterdeiches befanden. Dies gab ihnen die willkommene Möglichkeit, bei Tante Grete eine „Zwangspause“ einzulegen.
Zudem fanden die Zollkontrollen für eingeführte Waren im Stichhafen statt, und so bot die Einkehr bei Tante Grete zudem, falls notwendig, auch die Möglichkeit, „die eine oder andere geschmuggelte Ware [von Bord zu schaffen], bevor der Zoll kontrollierte.“16
Auch wenn es über mündliche Aussagen hinaus naturgemäß schwer ist, hierfür Belege zu finden: Die Existenz des Gasthauses Deichschänke und seine Attraktivität für die Berufsschifffahrt könnten somit maßgeblich dazu beigetragen haben, dass der Klosterdeich neben dem Stichhafen als zweite Anlegestelle auf Uetersener Gebiet erhalten blieb und im Zuge der Pinnaubegradigung in den 1960er Jahren sogar zu einem vollwertigen Sportboothafen ausgebaut wurde.
Dass „Tante Grete“ sich zu einem beliebten Ausflugsziel entwickelt hatte, lässt sich auch daran festmachen, dass Frau Kurth ihren Gästen Postkarten mit Motiven des Hauses anbot. Für ein rein auf der Berufsschifffahrt basierendes Publikum wäre dies vermutlich nicht notwendig gewesen. Zudem dürften die Haus-Postkarten einen gewissen zusätzlichen Werbeeffekt gehabt und die Gaststätte noch fester im allgemeinen Bewusstsein verankert haben.
Die umfangreiche Verwendung von Delfter Fliesen bei der Ausgestaltung des Gastraumes hat ihre eigene Geschichte, wie Jan-Otto Plump, Zimmermeister aus der Nachbarschaft und quasi bei Tante Grete aufgewachsen, berichtet.17 Ihm zufolge wurde der Wandschmuck – vermutlich zunächst als Ballast – auf den Schiffen holländischer Deichbauer mitgebracht, die mit der Erneuerung des Uetersener Klosterdeiches beauftragt worden waren. In Uetersen angekommen, wurden die Fliesen als Ersatz-Zahlungsmittel zur Begleichung der Rechnungen in der Deichschänke genutzt und fanden so als Dekorationselement ihren Weg ist den Gastraum. Jan-Otto Plump hatte den Plan, Frau Kurth zu einem realen wirtschaftlichen Vorteil zu verhelfen. Er wollte die Fliesen aufgrund ihres erheblichen materiellen Wertes aus der Wand herauslösen und verkaufen. Sie abzunehmen, erwies sich jedoch aufgrund der Verwendung von Muschelkalk als Verbundstoff bei der Anbringung als unmöglich. Jeder Versuch führte unwillkürlich zur Zerstörung der jeweiligen Fliese, sodass Herr Plump sein Vorhaben schnell wieder aufgab und die Gaststätte für die gesamte Dauer ihrer Existenz mit wertvoller Delfter Keramik ausgestattet blieb.
Herr Plump erinnerte sich im Gespräch zudem lebhaft an die Atmosphäre, die bei „Tante Grete“ herrschte. So legte Frau Kurth großen Wert darauf, dass der Gaststättenbetrieb mehr war als der bloße Konsum von Speisen und Getränken. Ihre Gäste sollten sich bei ihr unbedingt wohlfühlen. Diese Auffassung führte dazu, dass Frau Kurth ihre Gaststätte bisweilen kurzerhand schloss, wenn sie die Stimmung als trübe empfand – aber nicht, um ihre Gäste nach Hause zu schicken, sondern um mit ihnen gemeinsam Ausflüge nach Glückstadt oder gar nach St. Pauli zu unternehmen, und zwar auf Rechnung der Wirtin.
Die Möglichkeit anschreiben zu lassen, war bei Geldknappheit der Gäste obligatorisch, und oftmals wurde überhaupt nur ein Teil der konsumierten Lebens- und Genussmittel in Rechnung gestellt. Da sie Eigentümerin des Hauses war und demzufolge nur geringe laufende Kosten hatte, ergriff sie gern die Gelegenheit, sich gegenüber ihrem Publikum großzügig zu zeigen.
Musikalische Einlagen gehörten wie selbstverständlich zum Gaststättenbetrieb dazu. In erster Linie wurde Akkordeon gespielt. Herr Pentzien, ein Fischhändler aus der Nachbarschaft, übernahm diese Aufgabe gern. Wenn er eine Pause benötigte, ließ er sich von seinen Söhnen an seinem Instrument vertreten, die dann eigens dafür zu Tante Grete beordert wurden.
Der Ehemann von Frau Kurth, der selbst zur See fuhr, hielt sich übrigens aus dem Betrieb der Gaststätte stets heraus. Er trat selten in Erscheinung und war bei den Gästen der Kneipe eher unbekannt. Frau Kurth ging 1962 im Alter von 63 Jahren offiziell in den Ruhestand. Sie blieb aber in ihrem Haus wohnen und führte den Betrieb zunächst im Kleinen weiter. Im Laufe der Zeit zog sie sich aus dem Gastgewerbe zurück und verstarb 1989 im Alter von 90 Jahren. Da sie kinderlos geblieben war und in der weiteren Verwandtschaft nicht der Wunsch bestand, das Haus zu übernehmen, wurde es nach ihrem Tod verkauft und in ein Mehrfamilien-Wohnhaus umgewandelt. Heute erinnert äußerlich nicht mehr viel an die Vergangenheit als öffentliches Haus, obwohl die baulichen Veränderungen bis auf das Entfernen von Schriftzügen und den Einbau neuer Fenster verhältnismäßig gering geblieben sind. An dem für diese Region charakteristischen grün-weißen Giebel erkennen Eingeweihte das Haus mit der über über zweihundertjährigen Geschichte auch heute noch auf den ersten Blick wieder.
Margarete Kurth verkörperte den Typus des Gastwirtes/der Gastwirtin, bei dem/der die Beziehung zur Gaststätte und den Gästen weit über das rein Berufliche hinausgeht, so dass Privatleben und Beruf nicht mehr voneinander zu trennen sind. Die Deichschänke wurde durch ihr Naturell für Besucher des Hauses zu einem Kommunikationsraum und für sie selbst zu einem Dreh- und Angelpunkt der Beziehungen zur Außenwelt.
An ihrem Beispiel zeigt sich, dass „Gastwirt zu sein“ oft nicht einfach ein Beruf, sondern vielmehr ein Lebensentwurf ist. Auch heute gibt es noch gastronomische Betriebe, die unter dem Namen ihres Betreibers bekannter sind als unter ihrer offiziellen Bezeichnung. Oftmals bieten diese Betriebe mit ihrer Mischung aus persönlicher Note und traditioneller Behaglichkeit sehr überraschende und erfreuliche Ausgeh-Erlebnisse. Es ist ein Stück Lebensqualität, dass es diese Erlebnisse nach wie vor gibt, und es macht Freude, mit dem einen oder anderen Besuch zur Erhaltung dieser Art gastronomischer Betriebe selbst beizutragen.
Literatur
- Brütt, Ernst/ Gerhard Scharfenstein (1995): Uetersen und seine Einwohner in den letzten 150 Jahren. Uetersen.
- Geschichtswerkstatt Uetersen (2009): Porträts Uetersener Frauen. Uetersen.
- Rahn, Michael (2006): Erinnerungen an die Jacobs-Werft, in: Hamburger Abendblatt v. 11. März 2006. Abgerufen auf: http://www.abendblatt.de/region/pinneberg/article790737/Erinnerungen-an-die-Jacobs-Werft.html, Stand 20.10.2012.
- Sönnichsen, Marlen (2003/04): Die Pinnau. Von der Klappbrücke bis zur Drehbrücke. Uetersen. Abgerufen auf: http://www.die-pinnau.kulturgemeinschaft-tornesch.de/dateien/copyright.htm, Stand: 20.10.2012.
- Wolff, Jürgen (2011): Die Pinnau im Laufe der Jahrhunderte, Teil I und II (= Ansichtskarten. Ein Spiegel der geschichtlichen Entwicklung Uetersens, Folge 7/8.). In: Uetersener Nachrichten Nr. 235, 8.10.2011, S. 10 und Nr. 241, 15.10.2011, S. 10.
Fußnoten
- Vgl. Wolff 2011. ↩
- Vgl. Wolff 2011. ↩
- Vgl. Wolff 2011. Ob der Hafenmeister bereits vorher in Personalunion auch Gastwirt war, ist nicht bekannt. ↩
- Vgl. Brütt/Scharfenstein 1995, S. 32. Das genannte Adressbuch stellt die älteste derzeit bekannte Quelle dar, mit deren Hilfe die Abfolge der Betreiber dieser Gaststätte rekonstruiert werden kann. ↩
- Vgl. Sönnichsen 2003/2004. ↩
- Vgl. Sönnichsen 2003/04, S. 42, 61 und 71. Dies lässt zwei unterschiedliche Erklärungsansätze zu. Entweder kam es bei den Berufsangaben in den vorliegenden Adressbüchern zu gewissen Ungenauigkeiten, oder Herr Plump gab die Tätigkeit als Hafenmeister im Laufe seines Berufslebens zwischenzeitlich mehrmals ab, um sich auf den Betrieb der Gaststätte konzentrieren zu können. ↩
- Vgl. Geschichtswerkstatt Uetersen 2009, S. 20. ↩
- Vgl. Geschichtswerkstatt Uetersen 2009, S. 20. ↩
- Vgl. Wolff 2011. ↩
- Geschichtswerkstatt Uetersen 2009, S. 20. ↩
- Geschichtswerkstatt Uetersen 2009, S. 20. ↩
- Geschichtswerkstatt Uetersen 2009, S. 20. ↩
- Auskunft von Siegfried Bunzel, der Ende der 1950er Jahre selbst Mitglied im Uetersener Wassersportverein und Gast bei Tante Grete war. ↩
- Geschichtswerkstatt Uetersen 2009, S. 20. ↩
- Vgl. Rahn 2006. ↩
- Vgl. Rahn 2006. ↩
- Die Namensgleicheit zwischen Jan-Otto Plump und dem Geburtsnamen von Margarete Kurth ist zufällig und geht nicht auf ein Verwandtschaftsverhältnis zurück. Das Gespräch, auf das sich die folgenden Passagen dieses Textes beziehen, fand am 5. Oktober 2012 im Wohnhaus von Herrn Plump in Uetersen statt. Teilnehmer: Jan-Otto Plump, Siegfried Bunzel, Matthias Bunzel. ↩
Dieter Picklapp
Sehr geehrte Damen und Herren –
Betreff der Deichschänke in Uetersen
habe ich mit Freuden die Geschichte über diese Deichschänke und
„Tante Grete“ in Uetersen gelesen und bin begeistert von dem Wortlaut der Abhandlung. Es spricht ein gewisser Respekt daraus, den ich nur bestätigen kann. Ich bin ein Neffe dieser Frau Grete Kuhrt und bin neun Jahre gleich nach dem Krieg dortselbst aufgewachsen.Heute bin ich selbst bereits 80 Jahre alt. Mit dem Informanten Johann Otto Plump bin ich in Uetersen zur Schule gegangen und wir haben viele gemeinsame Erlebnisse aus jener Zeit unserer Jugend.
Unser aller „Tante Grete“ (wie auch das Lokal eine Zeitlang diesen Namen hatte) war eine ganz besondere Seele von Mensch. Nach Kriegsende nahm sie unsere fünfköpfige Familie bei sich auf und weitere in Hamburg ausgebombte Familienangehörige, die keine andere Bleibe finden konnten. Wir erlebten eine glückliche Jugend in dem Haus trotz jener entbehrungsvollen Zeit. Viele Geburtstagsfeiern, Hochzeiten, Jubiläen, Skatabende und andere Feiern wurden auf fröhliche Weise durchgeführt, die heute kaum noch in dieser Art stattfinden können.
Etliches habe ich noch in Bildern festgehalten, aber es würde zu weit führen, das hier mit aufzunehmen. Allerdings möchte ich Sie laut den Urkunden meiner Ahnenforschung bitten, den Namen Margarete Kuhrt in Grete Kuhrt noch zu korrigieren.
Ich danke Ihnen für den liebevollen, informativen Bericht,
wünsche Ihnen weiterhin eine glückliche Hand in diesem Bereich
und grüße Sie herzlich
Dieter Picklapp
Holger Piening
Hallo,
zur Frühgeschichte der „Deichschänke” lässt sich ergänzen, dass sie vom Bau 1801 bis 1893, also die ersten 92 Jahre ihres Bestehens, im Besitz der Familie Piening stand. Bauherr war C(laus) Piening. Auf ihn und seine Frau, die die Initialen M E hatte, weist der noch am Wohnteilgiebel vorhandene Maueranker hin: CPMEP 1801. Ein Schlussstein aus Sandstein, vermutlich an der Straßenseite, trug die Inschrift „C. PIENING / M.E. PIENINGS / Ao. 1801 / Den 27. AUG.” So nachzulesen im Buch von Wolfgang Teuchert und Arnold Lühning: Die Kundstdenkmäler des Kreises Pinneberg, S. 328f.). Interessant wäre, ob der Schlussstein noch existiert. Das Buch ist von 1961, er kann also inzwischen erneuert oder unleserlich sein. Die Familie Piening ist seit dem frühen 17. Jahrhundert bis heute ununterbrochen in Uetersen nachweisbar. 1662 war Johan Piening dort Achtsmann. Die spätere „Deichschänke” betrieb als letzter Gastwirt der Familie Otto Piening. Er firmierte 1888 als Destillateur, also Spirituosenfabrikant („Verfertiger gebrannter Wasser”, heißt es in einem zeitgenössischen Fremdwörterbuch) und betrieb „Weinhandlung und Essigfabrik” in der Deichstraße.
Herzliche Grüße aus Dithmarschen
Holger Piening
Journalist und Autor